Mittwoch, 31. März 2010

Märzveilchen



Probleme sind dazu da, dass sie gelöst werden. Manchmal ist die Lösung aber erst das Problem.


Unser Leben ist ein Garten, in dem unsere Gedanken die Blumen sind.
Weisheit aus Indien


Es ist nicht alles erstrebenswert, was unerreichbar ist.
Schottisches Sprichwort


Wer mit Flügeln geboren wird, sollte alles dazu tun, sie zum Fliegen zu benutzen.
Florence Nightingale


Ockhams Rasiermesser
ist ein Sparsamkeitsprinzip, das  gerne in der Wissenschaft den Dinglichkeiten unterstellt wird.

In der Praxis des Alltags bedeutet dies, dass etwas, was in drei Schritten erklärbar oder erreichbar ist, eben nicht mit mehr als drei Schritten beschrieben werden muss.

Die Realität unseres Weltalls schert sich jedoch nur dann etwas um Ockhams Rasiermesser, wenn die Gegebenheiten Sparsamkeit erzwingen, ansonsten regiert die bunte Vielfalt der Möglichkeiten und Lösungen, wie z.B. Rubiks Cube zeigt. Dann gilt die Regel: Viele Wege führen nach Rom !        


und das geschieht wenn Politiker Ockhams Rasiermesser zwischen die Zähne bekommen:
Wenn zwei Menschen immer dasselbe denken, ist einer von ihnen überflüssig.
Winston Churchill
        
                                                                                                                                Ernesto O.

Montag, 29. März 2010

2639 - Seltsames Happening in der Zukunft

Einträge für den Kalender der Zukunft zu finden ist nicht schwer, wenn es nur um die nächsten 30 - 50 Jahre geht, gibt es sie in Hülle und Fülle. Zwischen den Jahren 2100 und 2500 wird dies allerdings immer schwieriger. Im Durchschnitt alle 25 Jahre findet sich hier noch ein Eintrag. Ab dem Jahr 2500 bis zum Jahr 3000 werden die Zahl der zu erwartenden, zu erhoffenden oder zu befürchtenden Ereignisse noch kleiner. Alle 63 Jahre  geschieht noch etwas, das sich lohnt zu erwähnen.
Auch die Art der „Termine“ ändert sich. Zwischen 2100 und 3000 finden sich anteilig immer mehr astronomische, astrologische, esoterisch-visionäre oder SF Ereignisse im Kalender.

Umso erfreulicher, dass im Jahr 2639  ein Ereignis stattfinden soll, das zwar als skurril, aber als Produkt  des menschlichen Geistes in die Geschichte der Erde eingehen könnte.

John Cage - avantgardistischer Musiker des ausgehenden 20. Jahrhunderts - kam auf die Idee ein Musikstück („ORGAN²/ASLSP“) zu schreiben, das so langsam wie möglich gespielt, beginnend mit der Jahrtausendwende, 639 Jahre andauern würde bis der letzte Ton verklingt.  

Und so geschah das Unglaubliche: Die Menschen von Halberstadt bauten eine Orgel, die zwar im Jahr 2000 noch nicht fertig war; da ASPLSP aber mit einer Pausennote als Auftakt beginnt konnte im Sommer 2001 endlich der erste Klang des Musikstücks gehört werden.   

Damit ganze Generationen von Musikern sich nicht an der Orgel abquälen müssen, werden die Pedale mit Sandsäcken nach unten gedrückt bis in einigen Monaten, mitunter sogar erst Jahre später, ein Tonwechsel stattfindet.

Die Kirche in Halberstadt ist bereits jetzt zur Pilgerstätte geworden; die nächsten Tonwechsel finden zu folgenden Terminen statt:

5. Juli 2010
5. Februar 2011
5. August 2011
5. Juli 2012
5. Oktober 2013
5. September 2020
....

Heute leben in Halberstadt rund 40000 Einwohner. Ob die kommenden 25 Generationen Halberstadter die vor ihnen liegenden 629 Jahre durchhalten werden, um den Fortgang des Musikstücks aufrecht zu erhalten wird sich erweisen...     
       
Erschöpfende Auskunft über das Projekt geben die folgenden Artikel und Webseiten:

http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2005/07/02/a0294
http://www.geo.de/GEO/kultur/gesellschaft/637.html
http://www.john-cage.halberstadt.de/
http://www.zeit.de/online/2006/02/cage
Akustischer Extremsport Slideshow
       
                                                           Ernesto O.

Mittwoch, 17. März 2010

Tin Whiskers und Zinngeschrei

Zinn hatte wohl schon immer seine Eigenarten. Beim Nachweis von Zinn im Labor hatte ich erstmals Bekanntschaft damit. Beim Verbiegen des weichen Zinns, entsteht ein nur für das Zinn typisches  Geräusch, das "Zinngeschrei". Es tritt durch die  Reibung der Kristalle untereinander im Zinns in Erscheinung.
            Zinngeschrei: Quelle Bergbau- und Zinnmuseum Theuern  Zinn  ist jedoch für unsere Wirtschaft und Technik weit bedeutender als es den Anschein hat. Die Verwendung von Zinn hört beim Zinnteller noch lange nicht auf. Als Topanwendung Nr.1 ist hier das Lötzinn zu nennen, das in der Elektronik die Kontakte zwischen zwei Leitern sichert.
Nun wird mir berichtet, dass die EU bleifreies Löten http://de.wikipedia.org/wiki/RoHS verordnen möchte, da Blei giftig ist. Blei-Ionen führten schon bei den alten Römern zu Potenzstörungen und zu Schäden  am Nervensystem.   

Seit über 60 Jahren ist allerdings bekannt, dass bei der Verwendung von reinem Zinn, aber auch anderen Metallen wie Zink, Silber oder Gold, sich mit der Zeit sogennate "Whiskers" bilden. Dies sind kleine, spontan wachsende Nadeln, die Kurzschlüsse verursachen können.

Eigenschaften und Besonderheiten der Whiskers:
- Durchmesser 1-5 Mikrometer (nicht mit dem bloßem Auge sichtbar)
- Länge: bis zu mehrere mm
- Stromstärke zum Durchbrennen: 10...50 mA
- Entstehungszeit: 1...10 Jahre
- Entstehungswahrscheinlichkeit: 3...30 %
- Bekannte effektive Verhinderung: 0,5...2 % Bleizusatz

Auch die NASA hat schon Fälle bestätigt, wo Versagen oder Verlust von Satelliten
auf Tin Whiskers zurückzuführen ist.

Einführung: http://nepp.nasa.gov/whisker/photos/pom/2004april.htm

Bildgalerie von NASA: http://nepp.nasa.gov/whisker/photos/index.html

Schöne Präsentation:
http://nepp.nasa.gov/whisker/reference/tech_papers/2007-brusse-metal-whiskers.pdf

Atomkraftwerk-"Vorfall":
http://nepp.nasa.gov/whisker/reference/tech_papers/2005-dadonna-nuclear-reactor-shutdown.pdf

Auch in Wikipedia wird das Phänomen beschrieben:
 http://en.wikipedia.org/wiki/Whisker_%28metallurgy%29 
(Linksammlung von Dietrich Hinkeldey)

Wurde schon vor einigen Jahren von der Wissenschaft entdeckt, dass die feine römische Gesellschaft durch zuviel Blei in der Nahrung ins genetische Abseits geriet, können unsere Forscher nun auch darüber nachdenken, ob unsere moderne Industriegesellschaft durch zu wenig Blei in den Lötstellen den nächsten Niedergang erleiden wird.
        
                                                           Ernesto O.