Freitag, 29. Oktober 2010

Meister Knittel und die Verse


Irgend jemand sagt:
Gedichte - die sind out!
Nein! Sag ich hier und jetzt ganz laut,
es liegt doch nur daran - weil sich niemand traut!

Knittelverse, auch Knüttelverse oder Knüppelverse genannt und nicht nach Abt Benedikt Knittel (1650 - 1732) benannt, sind eine deutsche Versform mit vierhebigen Reimpaaren und einsilbigen, meist aber unregelmäßig gefüllten Senkungen. Im 15. und 16. Jahrhundert sehr beliebt, durch Goethe („Faust“) und Schiller („Wallenstein“) wieder neu belebt.
Heute im 21. Jahrhundert, kommt es weit weniger auf das Versmaß an als auf den witzigen etwas dümmlichen Inhalt, der damit transportiert wird.
Auch die Altmeister des 20. Jahrhunderts haben dem Knittelvers gefrönt.
Der Pflaumenbaum /Bertolt Brecht

Im Garten steht ein Pflaumenbaum,

der ist so klein, man glaubt es kaum.

Er hat ein Gitter drum,

so tritt ihn keiner um.

Der Kleine kann nicht größer wer'n,
ja - größer wer'n, das möcht' er gern!

's ist keine Red davon:

Er hat zu wenig Sonn'.

Ein wahrlich dichterisches Feuerwerk zum ausgehenden Jahrtausend hat letztlich Heinz Erhardt ausgeliefert. Seine Klassiker im Netz zeugen noch heute von seinen genialen Knitteleien...

Immer wenn ich traurig bin, 
trink ich einen Korn.
Wenn ich dann noch traurig bin,
trink ich noch´n Korn.
Wenn ich dann noch traurig bin,
trink ich noch´n Korn
und wenn ich dann noch traurig bin,
 trink ich noch´n Korn
und wenn ich dann noch traurig bin,
fang ich an von vorn 
(Heinz Erhardt)

Reim dich oder ich fress dich ! 
Ente gut, alles gut.
 
                                    Ernesto O.


Originalblog: http://www.raumzeitwellen.de/Home/Blog/Eintrage/2010/8/28_Muster.html

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